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SOgenda empfiehlt: Kunstsupermarkt in Solothurn

Zurzeit findet in der RothusHalle in Solothurn der Kunstsupermarkt statt. Das Ziel ist es Gute und echte Kunst zu erschwinglichen Preisen für alle erhältlich machen. Dazu werden die Verkaufsstrategien eines Supermarktes genutzt: Es wird eine riesige Auswahl guter Kunst geboten. Es gibt klare Preise. Die Ausstellung liegt nahe dem Bahnhof, in der Solothurner Altstadt.

Alle teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler präsentieren mindestens 40 Originalwerke. Es werden ausschliesslich Unikate verkauft. Bedingung ist ein hohes Qualitätsniveau. Preispolitik: Die Werke werden einheitlich verpackt zu vier Preisen (CHF 99.–, CHF 199.–, CHF 399.– und CHF 599.–) angeboten und ansprechend präsentiert. 

Natürlich werden im Kunstsupermarkt Schnäppchenjäger auf ihre Rechnung kommen. Besonders aber auch jene Leute, die normalerweise nie eine Galerie betreten oder sich mit Kunst befassen. Sie begegnen im Kunstsupermarkt echter Kunst. Nicht tausendfach reproduzierten Bildchen oder kitschiger Dutzendware, sondern Kunst, die sonst nur in Galerien und Museen hängt und deshalb von einer breiten Bevölkerungsschicht gar nicht wahrgenommen wird.

Bitte beachten Sie die Corona Massnahmen und lösen Sie Ihr Gratis-Eintrittsticket im Voraus im Internet. Sie sehen im Internet, wie viele Personen sich am gleichen Tag in dem von Ihnen gewünschten Time-Slot bereits ein Ticket bestellt haben. Bitte beachten Sie, dass wir nicht zu viele Menschen gleichzeitig einlassen dürfen und Wartezeiten entstehen können. Es werden keine Personen ohne Maske eingelassen. Wer ein medizinisches Attest zur Masken-Tragebefreiung hat, kann mit dem Aussteller telefonisch einen Besuchstermin ausserhalb der normalen Öffnungszeiten vereinbaren.

Die Ausstellung ist vom 6.11.2020 bis zum 10.1.2021 täglich geöffnet.

Sie wollen mehr über Galerien und Galleristen erfahren? Lesen Sie im nächsten Abschnitt über die Entstehung der Kunstbranche wie wir sie heute kennen:

Was ist ein Kunsthändler? Diese simple Frage kann ganz banal beantwortet werden: Eine Person, die Kunst an- und/oder verkauft. Sie vermittelt zwischen Künstler und Käuferschaft. Der Käufer kann einfacher Kunstliebhaber, Sammler oder auch eine kulturelle Institution wie zum Beispiel ein Museum sein. Oft sind Kunsthändler auch Galeristen. Dort können sie die Werke ihrer zu vertretenden Künstler ausstellen und sie verkaufen. 

Kunsthändler gibt es schon sehr lange. Fast solange wie die Kunst selbst.  Bereits die alten Römer verkauften ihre Kunst bis tief ins Mittelalter und weiter bis zum Humanismus hinein. In dieser Zeit wurde erstmals der Künstler als Genius angesehen. Im 16. Jahrhundert wurde der Vermittlungsmann zum ersten Mal wichtig, woraus sich der heutige Beruf des Galeristen etablierte. Im 19. Jahrhundert waren Kunsthandlungen eher noch Antiquitäten- oder Kuriositätenläden. Dies hat sich über den Jahrtausendwechsel verändert. Auch auf internationaler Ebene boomte das Kunstgeschäft. Anfang des 20. Jahrhunderts verhinderten die beiden Weltkriege denn Ausbau des Kunstmarktes. Noch lange sollten diese Folgen ökonomisch, politisch wie auch kulturell zu spüren sein.

 Entstehung Galerien 

Ende des 19. Jahrhunderts verschob sich die Kunst zunehmend vom Hof und Staat weg in das bürgerliche Leben hinein. Somit wurden neue wirtschaftliche Kontexte der Kunst sichtbar. Es brauchte einen Rahmen, um bestehen zu können. Öffentliche Museen und Auktionshäuser gewannen an Bedeutung und es entstanden wirtschaftlich institutionalisierte Galerien, wo mit ihnen gleichzeitig der Beruf des Galeristen einzog. Dieser Paradigmenwechsel hat also einerseits einen grossen wirtschaftlichen Aspekt, andererseits verändert sich jedoch auch der kulturelle Kontext zunehmend. Anfang des 20. Jahrhunderts führte er dazu, dass sich auch die Ästhetik veränderte. So entstand die Avantgarde. Durch die soziale Autonomie der Kunst, veränderte sich auch die ästhetische Autonomie. Feste Repräsentationsaufgaben, kollektive Rezeption und Inhalte bestimmter Auftragsgebern konnten nun unabhängig in die Kunst selbst einfinden. Die Kunst wird als „höheres Segment“ vom alltäglichen Leben abgehoben.

Eine daraus konsultierende Konsequenz zeigt, dass nun die Kunst nicht mehr kanonisiert wird und der Diskurs über “gute und schlechte” Kunst nötig wird. Dieser Rahmen bietet die Galerie zusätzlich.  

Nach dem zweiten Weltkrieg gewann die Galerie eine große Bedeutung im internationalen Kunstmarkt. Es etablierte sich eine privatwirtschaftliche Galerien-Szene. Die idealen Charakteristika der Galerie im Allgemeinen hat sich schnell durchgesetzt und der “white cube” verbreitete sich. Dieser weiße Kubus - oder auch Zelle - hat zum Vorteil, dass die Kunstwerke an den weißen, kahlen Wänden in den Fokus rücken und Ablenkungen minimiert werden. Auch hier wird die Abgehobenheit der Kunst sehr deutlich zum Ausdruck gebracht und hat das Ziel, sie vom Alltag zu differenzieren. Mit dieser Differenzierung wird zugleich Abgrenzung wie auch Umrahmung markiert. Nach dem zweiten Weltkrieg versuchten verschiedene Künstler aus dem Fluxus und Popart Bereich diesen Grenzen aufzuheben. Auch die Konzeptkunst in den 60er Jahren wehrte sich mithilfe von Verzicht auf den Warenwert der Kunst. Dies zeigt sich zum Beispiel im Ausbleiben oder Fehlen eines Kunstwerkes, wo an dieser Stelle das eigentliche Kunstwerk im künstlerischen Prozess als solches erkennbar wird.
Nach dem zweiten Weltkrieg haben sich zudem die Vermarktung und der Kunstmarkt selbst stark entwickelt. Der Kunstkritiker war plötzlich Teil eines wachsenden, ökonomischen Marktprozesses und agierte schließlich als Agent oder PR-Manager. Die Devise “Schlechte Presse ist besser als keine Presse” hatte sich durchgesetzt. Das Schreiben über die Galerie wurde nicht mehr nur den Kritikern überlassen, wodurch sich auf diese Weise eine neue Sparte im Kunstmarkt abzeichnete. Artikel über Kunst und deren Markt wurden in Tageszeitungen veröffentlicht und verschiedene Arten von Werbung wurden nicht nur mehr für die Galerien selbst genutzt. So zum Beispiel benutzten Tourismusbeauftragte Galerien für das Image und der Aufpolierung einer Stadt. Auch hier kann die Verflechtung in den Alltag und das bürgerliche Leben erkannt werden.  

Die Weltkriege und die Nachkriegszeit hatten einen erheblichen Einfluss auf die Kunstbranche. Während dem zweiten Weltkrieg wurden im Deutschen Reich Ungleichgesinnte politisch verfolgt, wodurch eine große Flüchtlingswelle entstand. Unter diesen Flüchtlingen waren auch viele Künstler. Die Verantwortlichen der Kriege in der Nachkriegszeit unterteilten die Welt in kapitalistische und sozialistische Seiten beziehungsweise in Ost und West. Durch das Misstrauen zwischen Politik und Kunst konnte sich in New York erstmals die abstrakte Expressionisten-Avantgarde konstituieren. Auch in Europa hatten die Aus- und Nachwirkungen direkten Einfluss auf die schaffende Kunst und den Kunstmarkt. Künstlerische Impulse trafen von Frankreich wie auch von Deutschland auf die politischen Denkweisen von Ost und West. Dies geschah nicht nur in der bildnerischen Kunst, sondern auch in Musik und Literatur. Die Kunst wird zum emotionalen Puffer einer neuen Generation.  
 
Ein großer Aspekt des heutigen Kunstmarktes ist die Digitalisierung. Durch das Erfinden neuer Technologien hat sich der Kunstmarkt in den letzten 30 Jahren nochmals stärker weiterentwickelt. Die starke digitale Vernetzung ist auch in der Kunstszene deutlich spür- und erkennbar. Die Kunstwelt profitiert jedoch nicht nur von digitalen Netzwerk- und Werbetechniken, sondern auch mit neuen Kunstschaffungsmöglichkeiten. Mit Hilfe von diversen Computer-Programmen, kann eine neue Art der Kunst geschaffen werden. Bereits existierende Kunstrichtungen wie die Foto- und Videokunst, erfahren völlig neue Möglichkeiten, sich zu entwickeln. Nicht nur die Kunstwerke an sich profitieren und entwickeln sich durch die neuen Technologien, sondern auch die Ausstellungsart selbst. So können Galerien, Museen und weitere Kunstinstitutionen auf neue Ausstellungsmöglichkeiten zurückgreifen oder müssen dies - je nach Kunstwerk - sogar zwingend in dieser Form umsetzen. Vor allem für Recherchearbeiten, wie zum Beispiel Auktionsergebnisse, Markt- und Preisentwicklungen sowie allgemeine Informationen über Künstler und Galerien, ist das Internet von großem Vorteil. Mit ihm lässt sich viel Zeit und Mühe sparen. Gemäß Helmut Kronthaler ist beim Kauf und Handel der Onlinemarkt noch nicht richtig erschlossen, da man Betrügern und Fälschungen nicht zum Opfer fallen möchte. Informationen über Galerien und deren Künstler sind deshalb etwas rar. Ein wichtiger Bestandteil der Werbung ist heutzutage der Webeauftritt. Doch dieser beschränkt sich oft nur auf wenige Informationen wie Standorte und Kontaktmöglichkeiten. Eine Liste der geführten Künstler ist oft nicht aufgeführt und es braucht dafür die nötigen Spezialisten, um diese zu erkennen. Es gibt jedoch Webportale, auf denen Galerien und Händler aufgelistet werden. Diese dienen als erste Orientierungspunkte im komplexen Kunstmarkt. Die Kunstinstitutionen sind auf diesen meistens für gewünschte Informationen der Besucher verlinkt.  
Dies war noch aktuell im Jahre 2008. Zehn Jahre später sieht dies jedoch ganz anders aus. Die Technologien haben sich in einem rasanten Tempo weiterentwickelt, wo auch im Online-Kunstmarkt sich erkennbar zeigt. Mit ihr verändert sich das Kaufverhalten in der Kunstszene und es werden viele Geschäfte online abgeschlossen. Das Belegen auch aktuelle Zahlen, die von Hiscox jährlich in ihrem Online Art Trade Report veröffentlicht werden.  Im Jahr 2019 stieg der Umsatz des Onlinemarkts bis 4.8 Milliarden.  Experten schätzen bis zum Jahr 2022 ein Umsatz-Volumen von 9.14 Milliarden Dollar. Diese Schätzung basierte jedoch noch vor der aktuellen Corona-Pandemie. Aus den Zahlen kann abgeleitet werden, dass auch der Kunstmarkt nicht stabil und sicher ist und durch die Auswirkungen des Virus Covid-19 leidet. So schreibt Kobel in einem Artikel im Handelsblatt über das turbulente Halbjahr, das durch das Virus entstanden ist. Vor allem Messen und die Galerien, welche durch einen hohen Messeanteil ihren Umsatz generieren, haben es in dieser Corona-Zeit schwer. Durch den Lock-down bedingten Ausfall diverser Messen auf internationale Ebene wird deutlich, wie verflechtet der Kunstmarkt ist. Darum sind wir froh, können wir nun den Kunstsupermarkt in Solothurn besuchen. 

Öffnungszeiten:

Montag und Dienstag 14:00 – 19:00 Uhr

Mittwoch, Donnerstag und Freitag 11:00 – 19:00 Uhr
Wochenende 11:00 – 17:00 Uhr

24./26./31.12 und 2.1.: 11:00 – 16:00 Uhr
25. Dezember und 1. Januar geschlossen

Weitere Informationen finden Sie unter: www.kunstsupermarkt.ch/

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Redaktion SOgenda

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Publiziert am

29.11.2020

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