Solothurn
Staad - die Idylle am Aarestrand
Staad ist ein kleines Bauerndorf im Seeland - könnte man denken. In Wirklichkeit ist es ein Stadtteil von Grenchen.
Wenn Grenchen im aktuellen «Bilanz»-Städterating in der Kategorie «Erholung» brilliert, dann dürfte ein Quartier besonders dazu beigetragen haben. Staad, der idyllische Weiler an der Aare ist eine Welt für sich. Stattliche Bauernhäuser mit Blumen und Gemüsegärten reihen sich der Strasse entlang, ein Dorfkern mit Restaurant, ein Zeltplatz, ein kleiner Badestrand mit gedeckter Feuerstelle am Aareufer und ein pittoreskes kleines Kirchlein gleich daneben prägen die Optik des Weilers. Kaum jemand käme auf die Idee, das kleine Bauerndorf am Aarestrand als Quartier der Industriestadt Grenchen zu sehen. Und doch ist es so.
Zehn Bauernhöfe sind noch aktiv
Noch etwa 110 Personen leben im Weiler Staad, wo das einstige Bauerndorf Grenchen noch zu erkennen ist. Die zehn Bauern, die hier noch aktiv erwerbstätig sind, sind nur ein Teil der rund 25 Landwirtschaftsbetriebe, welche die Uhrenstadt insgesamt noch zählt. Früher wurde im grossen Stil Milchwirtschaft betrieben, heute hat der Getreide- und Gemüsebau an Bedeutung gewonnen. Die unerlässlichen Drainagen für den schweren, aber fruchtbaren Witiboden sind nicht zuletzt dank des Baus der A5 in einem guten Zustand, berichtet Landwirt Bernhard Staufer.
Bekannt wurden auch die Weihnachtsbäume von Peter Sperisen, der seinen Betrieb letztes Jahr veräussert hat. Sperisen und Bernhard Stauffer sind Staader durch und durch. Letzterer führt einen traditionsreichen Gemüsebaubetrieb, der seine Produkte auch am Grenchner Markt anbietet.
Dennoch: «Als Bauerndorf kann man die Siedlung nicht mehr bezeichnen» erklären sie übereinstimmend. Zu vielfältig seien inzwischen die Tätigkeiten der Einwohner. Viele arbeiten auswärts «oben» in der Stadt oder noch weiter weg. Die Bevölkerung des 1537 erstmals erwähnten Siedlung, die «seit Menschengedenken» zu Grenchen gehört, ist rückläufig. Es gibt zurzeit kaum Schulkinder.
Naherholung auf dem Velo ist Trumpf
Eigene nicht landwirtschaftliche Arbeitsplätze gibt es in Staad immerhin noch ein paar. Ein Metallbaubetrieb, eine Forstbaufirma und zwei Autogaragen bieten nebst den Bauernhöfen zusammen Beschäftigung für etwa ein Dutzend Angestellte. Ein Rufbus (hier das Jura-Taxi) sorgt für die Verbindung hinauf in die Stadt. Einkaufen kann man in Staad nicht.
So richtig lebendig wird Staad jeweils am Wochenende im Sommer. Die Strasse entlang der Aare nach Büren ist dann für Autos gesperrt. Umso mehr Velofahrer und Skater sind dann auf dieser beliebten Veloroute unterwegs. Wenn sie in Staad Station machen, dann ist Ursula Strausak bereit. Die Wirtin hat das gleichnamige Restaurant und den Zeltplatz kürzlich von ihrer Mutter Lydia übernommen. Die über 90-jährige Doyenne geht ihr immer noch zur Hand, wo es möglich ist.
«Ich rechne eigentlich schon mit einer guten Sommersaison auf dem Zeltplatz. Jetzt, wo die Leute tendenziell Ferien zu Hause machen», erklärt Ursula Strausak. Angefangen habe es schon mal nicht schlecht, meinte sie Ende Juni. Das Restaurant, das seit Generationen von der Familie geführt ist, gehört zu Staad wie die Butter aufs Brot. Strausak zeigt ein Bild von 1937. Stolz sind die Staader auf den Besuch von Bundesrat Leon Schlumpf im Jahr 1985. Der damalige Verkehrsminister orientierte sich über die Streckenführung der damaligen N5. «Zum Glück ist das am Ende mit dem Wititunnel gut herausgekommen», meint Peter Sperisen. Eine Autobahn durch Staad. Das hätte den Leuten gerade noch gefehlt.
Bauliche Entwicklung stark eingeschränkt
Um sich die Idylle zu erhalten, unterziehen sie sich mehr oder weniger bereitwillig allerlei Reglementierungen: Ortsbildschutz, Uferschutzzone, Witischutzzone, Juraschutzzone und wie sie alle heissen. Als Weilerzone innerhalb Grenchens sei es immerhin möglich, ein Wohnhaus zu bauen, was zurzeit gerade geschieht. Als Bauherr muss man allerdings eine besondere Beziehung zu Staad nachweisen können, familiär oder arbeitsmässig.
Die Beziehung zu den Grenchner Stadtbehörden sei im Allgemeinen gut, heisst es, auch wenn schon seit Jahren niemand mehr aus Staad im Gemeinderat ist.
Sogar eine eigene Feuerwehr gibt es, besser gesagt, den legendären «Löschzug Staad», der zwar zur Feuerwehr Grenchen gehört und dort auch übt und Einsätze leistet. Vereinzelt finden noch lokale Übungen des Löschzugs Staad statt. Der letzte grosse Brand ist zum Glück schon etliche Jahre her, als eine Scheune total abrannte.
Legendärer Feuerwehr-Wettkampf
Bekannt ist der Löschzug Staad aber wegen seines jährlichen Plausch-Feuerwehrwettkampfes am Sandlochfest – ein Gaudi, das im Juli jeweils Tausende anzieht und an dem die Staader Landfrauen ihre «Kaffeehydranten» und das Kuchenbuffet aufmunitionieren, dass es eine wahre Freude ist. Ja – Lebensqualität und Erholung, die gibt es in Staad reichlich.
Quelle: az Solothurner Zeitung
Datum: 12.08.2020, 04:00 Uhr
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az Solothurner Zeitung
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