Solothurn

Wo im Kanton Solothurn noch Kostüme ausgeliehen oder gekauft werden können

Bald ist Fasnacht. Das bedeutet Hochsaison für Kostüme. Bei welchen Kostümverleihen und - verkäufern kann man im Kanton Solothurn heute noch direkt zu einer Verkleidung kommen?

Die Fasnacht rückt näher. Viele mögen sich schon für ein Kostüm entschieden haben. Die Kreativen sitzen selbst an die Nähmaschine. Die Mehrheit dürfte aber eine Verkleidung aus dem Fundus wählen oder etwas Neues kaufen oder ausleihen. Doch wo? Wer nicht einfach online auf den einschlägigen Verkleidungs-Portalen ein Kostüm bestellen möchte, hat beispielsweise in der Stadt Solothurn nicht viel Auswahl. Das Kinderparadies Bohnenblust , das im oberen Stock Kostüme verkaufte, ist seit Ende 2018 zu. Und auf Ende März 2019 hat mit dem Schminkfachgeschäft Kryolan im ehemaligen Fasnachtslade Haefeli die erste Adresse geschlossen. Mit einem Pop-up-Laden taucht seit mehr als zehn Jahren zur Fasnachtszeit die gelernte Schneiderin Stefanie Kräuchi-Wehrli mit Familienangehörigen auf. Ansonsten bleiben in der Ambassadorenstadt nur noch die Detailhändler Coop, Migros und Manor punkto Fasnacht.

Dort habe man nach dem Umbau die Fasnachts-Flächen etwas grosszügiger gestaltet und erstmals klare Kinder- und Erwachsenen-Zonen geschaffen, heisst es von Seiten des Warenhauses Manor. «So können sich die Kunden, welche früher eventuell noch nicht bei uns ihren Fasnachtseinkauf gemacht haben, schneller und besser orientieren», sagt Direktor David Strube und macht Werbung fürs Sortiment: «Wir haben die wichtigen Chessler Artikel für Kinder und Erwachsene, führen eine gute Auswahl an Kostümen für alle Altersgruppen und haben dieses Jahr auch wieder einige tolle Neuheiten.» Online ist das gesamte Angebot abrufbar. Ein Blick in den Shop wird laut Manor für die Kunden immer wichtiger. Dort könnten sie sich vorinformieren oder gleich den gewünschten Artikel bestellen.

Nicht kaufen sondern mieten kann man die Kostüme in Härkingen. Dieser Laden stand letztes Jahr auf der Kippe. Ursula Oegerli hatte beschlossen, ihr Hobby, den Kostümverleih im Kellergeschoss ihres Hauses, aufzugeben . Interessenten, die den 1984 ins Leben gerufene Verleih übernehmen wollten, hätte sie gehabt, erzählt die heute 74-Jährige. «Aber die hätten das Doppelte verlangen müssen wie ich, weil sie noch Räume mieten müssten.» Sie, die Preise zwischen 20 und 35 Franken pro Kostüm verlangt und der es wichtig ist, Familien und Vereine günstig mit Kostümen zu versorgen, wollte das nicht. «Deswegen habe ich im Herbst den Entschluss gefasst, dass ich noch weitermache so lange es mir gesundheitlich gut geht.»

Ursula Oegerli schaut aber auch auf die Zeit, in der sie ihren Verleih definitiv auflösen muss. Sie hatte Kontakt mit einer Frau aus dem Oberen Kantonsteil, die die Kleider beim selben Hersteller bezieht und übernehmen würde. Oegerli kauft deshalb keine neuen Kostüme mehr ein, «nur noch Accessoires», wie sie sagt.

Wie viele Kleider sie momentan noch in ihrem Fundus hat, kann Oegerli gar nicht sagen. «Ich habe sie sortiert und in Kisten gepackt. Aber wie viele es sind, weiss ich nicht.» Nicht wenige davon werden während der Fasnachtstage ausgeführt. Bis nach der närrischen Zeit steigt Ursula Oegerli oft in den Keller hinunter. Doch auch nachher wird ihr Fundus für Mottopartys, Geburtstage und fürs Oktoberfest gefragt sein. Eine Anfrage für historische Kostüme hat sie letztens vom Freilichtspiel in Beinwil am See erhalten. Dort wird diesen Sommer «Ueli der Pächter» aufgeführt.

Auch bei Beatrice Wittwer, die ihren Kleider- und Kostümverleih in Erlinsbach SO seit über 30 Jahren führt, ist das Fasnachtgeschäft schon angelaufen. «Die Angefressenen haben ihre Kostüme schon Ende letztes Jahr geholt», sagt sie. Die Kunden kommen von überall her, besuchen aber längst nicht alle den Laden mit 4000 Kostümen auf vier Etagen auch persönlich. Viele suchen sich ihr Kostüm auf der Homepage des Kostümverleihs aus und bestellen es per Post zur Anprobe.

Und welche Auswirkungen haben die vielen Online-Shops, die Fasnachtskostüme anbieten auf den Verleih? In den letzten vier Jahren hätte sie bemerkt, dass das Geschäft während der Fasnacht ruhiger wurde. «Für die Feste im Rest des Jahres ist aber Qualität gefragt», so Wittwer.

Auf Verkauf umgestellt

Kostümverleih, das war einmal in Deitingen. Im Hinblick auf die Fasnacht 2019 entschied sich Marie-Louise Lüthi «von einem Moment auf den anderen»: Kostüme-Deitingen vermietet nicht mehr – ausser die Samichlaus- und Schmutzlikostüme. Hier kann sonst nur noch gekauft werden. «Die letzten zehn Jahre ging das Geschäft zurück», sagt die 67-Jährige. Das habe auch mit dem Onlineversand zu tun. Im Internet Waren zu bestellen sei preislich günstig und bequem, da man das Kostüm gleich nach Hause geliefert bekomme. «Bei einem Verleih muss man vorbeikommen, aussuchen und die Kostüme auch wieder zurückbringen», so Lüthi. Den Schritt, der Vermietung den Rücken zu kehren, sieht sie pragmatisch. «Das ist der Lauf der Dinge.»

Die allermeisten Kostüme, die sie auf 225 m2 und auch im Online-Shop zum Verkauf anbietet, hat die gelernte Damenschneiderin mit Meisterdiplom im eigenen Atelier entworfen und geschneidert. Die letzten zehn Jahre kaufte sie nichts mehr dazu. Solche Ware anzubieten bringe es heutzutage nicht mehr, denn jedermann komme übers Internet an die Kostüme ran. «Bei mir gibt es qualitativ hochwertige Kleider zu einem günstigen Preis. Man muss sich dem Markt anpassen.»

Ihr mache das Nähen und Kreieren Spass. So berechnet sie die aufgewendeten Stunden nicht wie üblich. «Sonst wäre ein Kostüm nicht bezahlbar.» Ans Aufhören denkt Lüthi noch nicht.

Autor

az Solothurner Zeitung

Kategorie

  • Solothurn

Publiziert am

08.02.2020

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