Solothurn
Zwei Denkmäler erinnern an einen fast vergessenen Meister der Tonkunst
Auf den Spielplänen der Konzertlokale ist Hans Huber (1852-1921) kaum mehr präsent, im Niederamt erinnern zwei Denkmäler an ihn.
Man erkennt ihn nicht auf den ersten Blick, den Gedenkstein für Hans Huber mitten im Dorf Eppenberg. Eine kleiner pyramidenförmiger Block mit einer Bronzetafel erinnert seit 2002 an sein nicht mehr existierendes Geburtshaus. Dort kam Hans (mit vollem Namen Johann Alexander) Huber am 28. Juni 1852 zur Welt. Sein Vater war in der Gemeinde für kurze Zeit als Lehrer tätig, bald wechselte er jedoch als Buchhalter nach Schönenwerd, wo Hans Huber aufwuchs und seine Kindheit verbrachte. Das Haus der Familie an der Aarauerstrasse steht heute nicht mehr.
Seine Eltern waren der Musik zugetan. Als Zehnjähriger trat er in das Sankt Ursenstift in Solothurn ein, wo er zum Sängerknabe ausgebildet wurde. Erster Klavierunterricht erteilte ihm Karl Munzinger (1842-1911). Wohl auf dessen Anraten wechselte er 1870 nach Leipzig, wo unter anderem Carl Reinecke sein Lehrer war. Auch Munzinger hatte in Leipzig studiert: «Das Auslandsstudium für begabte Schweizer Musiker und Komponisten war zu dieser Zeit notwendig, da es in der Schweiz keine Möglichkeiten gab, eine professionelle Ausbildung als Musiker zu erhalten», erklärt der Huber-Kenner Sebastian Goll den fernen Studienort.
Nach Abschluss seiner Ausbildung war Huber von 1874 bis 1877 als Privat-Musiklehrer und Organist im elsässischen Dorf Wesserling bei Mühlhausen tätig, wo zehn Jahre zuvor Munzinger gewirkt hatte. 1877 gelangte Huber als Klavierlehrer nach Basel. Drei Jahre später vermählte er sich mit Ida Angelika Petzold. Ab 1889 unterrichtete Huber an der Allgemeinen Musikschule, die er von 1896 an leitete. Nach 1905 wurde ihm auch die Direktion des angegliederten Konservatoriums übertragen, die er bis 1918 inne hatte. Ein Grosserfolg, der ihn bekannt machte und ihm den Ehrendoktortitel der Universität Basel eintrug, war die Komposition der Festspielmusik zur Kleinbasler Gedenkfeier 1892. Das Libretto hatte der Basler Archivar und Schriftsteller Rudolf Wackernagel verfasst.
1918 zog sich Huber ausgesundheitlichen Gründen ins Tessin zurück und lebte bis zu seinem Tod am 25. Dezember 1921 in der Villa Ginia in Minusio. Heute ist dort ein Bed- und Breakfast untergebracht.
Hubers Werk, das sich an der Spätromantik orientiert, ist umfangreich und vielseitig: sechs Opern, neun Sinfonien, drei Klavierkonzerte sowie zahlreiche Orchester- und Chorwerke. Verwahrt wird sein Nachlass in der Universitätsbibliothek (UB) in Basel. Gespielt werden seine Werke nur noch selten und wenn, dann die kleineren, für den kammermusikalischen Rahmen. Seine Opern mit Titel wie «Weltfrühling», «Kudrin» oder «Die schöne Belinda» und seine Sinfonien sind von den Spielplänen verschwunden. Im Niederamt wird neben Eppenberg auch in Schönenwerd an ihn erinnert: Vor dem Bezirksschulhaus steht der Hans Huber-Brunnen. Die Schönenwerder Bildhauerin Alice Streit (1904-1981) hat Ende der 1930er-Jahre Hans Huber umgeben von einer Kinderschar geformt. Der Komponist sitzt sinnend, mit verschränkten Armen leicht nach vorne gebeugt, in der Mitte, rechts und links von ihm sitzt je ein Mädchen. Zwei Buben halten vor der Dreiergruppe ihre Hände zusammen, aus denen Wasser in den vorgelagerten Brunnentrog fällt. Zwei lesende Mädchen flankieren das formschön gestaltete Ensemble. Doch der Zahn der Zeit nagt am Kunstwerk, moosbedeckt sind die Figuren, dunkel die Gesichter, rissig die Oberflächen. Eine Sanierung ist nicht derzeit geplant, erklärt Schönenwerds Gemeindepräsident Peter Hodel.
Im Prunksaal der Propstei steht ein Klavier, auf dem Hans Huber spielte. Es stammt vom Haus Kapellmatt in Vitznau, wo er von 1883 bis 1919 jeweils die Sommermonate verbrachte. Heute steht auf dem Kurplatz Vitznau auch eine ganz aus Mamor geschaffene Büste zur Erinnerung an den berühmten Feriengast. Strassen sind in Basel, Solothurn nach Hans Huber benannt. Eine weitere Büste steht vor der Basler Musik-Akademie und ein Saal im Stadtcasino trägt seinen Namen.
Hans-Huber-Stiftung sucht neueStiftungsräte
Anders als ihr Name vermuten lässt, gehört die Förderung der Werke von Hans Huber nicht zu den Hauptaufgaben der Hans-Huber-Stiftung. Sie wurde am 29. Januar 1954 gegründet, um klassische Konzerte zu veranstalten. «Wir hörten hier in Schönenwerd Weltstars wie Nikolai Lugansky», erinnert sich der ehemalige Präsident Hans Bühlmann (90).
Heute steht die Stiftung an einem Wendepunkt. Klassik-Konzerte haben mit grosser Konkurrenz und einem schwindenden Publikum zu kämpfen. «Wir hatten schon mehr Personen auf der Bühne als im Publikum», berichtet Toni Zaugg, heutiger Präsident. Neue Formen sind gefragt. Auch soll die Stiftung personell verjüngt werden. «Wir suchen neue Stiftungsrätinnen und Stiftungsräte.» Wichtig ist eine Beziehung zur Musik: «Ob professionell als Musiklehrer oder hobbymässig als Chorsängerin spielt keine Rolle.» Im Zentrum steht die Freude an der Musik. Hans Huber der Vergessenheit zu entreissen und sein Werk zugänglich zu machen, bleibt eine grosse, wichtige Aufgabe.
Hinweis
Toni Zaugg, Gretzenbach, nimmt Meldungen zur freiwilligen Mitarbeit bei der Hans-Huber-Stiftung entgegen und gibt Auskunft, Tel. 079 657 52 20.
Quelle: az Solothurner Zeitung
Datum: 15.02.2020, 05:00 Uhr
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az Solothurner Zeitung
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