Solothurn

Amtsältester Figaro: «Ich bin mit Leib und Seele Coiffeur»

Der Lommiswiler Eddy Schneitter ist wohl weitherum der «amtsälteste» Figaro. Seit 45 Jahren führt der heute 65-Jährige in Solothurn seinen «Salon Eddy». «Ich hatte keinen Tag den Stinker», sagt er.

Solothurn ist bekannt als die Stadt der Beizen. Aber Solothurn scheint auch die Stadt der Coiffeure zu sein. Fast an jeder Strasse, in jeder Gasse von Alt- und Vorstadt findet sich ein Salon. Allerdings: Nicht alle Betreiber halten so lange durch wie Eddy Schneitter. Seinen «Salon Eddy» gibt es heuer seit 45 Jahren. Ihn selber seit 65 Jahren. Gehts nach dem wohl weitherum amtsältesten Figaro, solls beide – den Salon und ihn – auch noch länger geben: «Ich bin zum Glück fit und darf weiterarbeiten.» Mit Freude habe er auch in all den Jahren zu Schere und Rasierer gegriffen: «Ich hatte keinen Tag den Stinker», versichert der Lommiswiler beim Kaffee.

Im Gegensatz zu vielen, oft top-gestylten Salons, die jeweils öffnen und bald wieder schliessen, stehen im «Salon Eddy» keine Pokale und hängen keine Diplome an der Wand: «Nichts, was behauptet, dass ich der Star bin.» Die «Stars», das seien nämlich seine Kunden. Sie, die aus allen gesellschaftlichen Schichten der Region stammten: «Wer vor mir auf dem Stuhl sitzt, der ist in dem Moment die wichtigste Person auf der Welt – und das spüren die Kunden auch.» Die meisten von ihnen sind Stammkunden – nicht wenige über all die 45 Jahre hinweg. Schneitter bestätigt: «Das gibt eine schöne Verbindung, kollegiale Verhältnisse – bis hin zu echten Freundschaften.»

Beim Karrierestart trug auch der Coiffeur seine Haare lang

In den ersten drei Jahren nach seinem Karrierestart verkaufte Schneitter in seinem Geschäft auch Tabakwaren: «Rössli-Stumpen für 15 Rappen. Und die damaligen Gasfeuerzeuge konnte man bei mir auffüllen lassen – auch für 15 Rappen», erinnert sich der Coiffeur schmunzelnd. Sein Salon sei eigentlicher Begegnungsort gewesen: Man traf sich zum Plaudern, rauchte zusammen oder las die Zeitung. – Hektik war ein Fremdwort.

Das Metier selber geriet damals arg in Bewegung: In den Anfängen rasierte Schneitter noch täglich bis zu 15 Männer – heute sei dies ein seltener Kundenwunsch. Sein Karrierestart fiel mitten in die «68er-Jahre»: «Mann», besonders der jüngere, trug das Haar lang. Diese Kunden wollten höchstens Waschen, Föhnen, Spitzenschneiden. Auch Schneitter selber huldigte dieser Haarmode: Zum Entsetzen seines früheren Lehrmeisters, der dies als «für einen Coiffeur absolut lachhaft» tadelte.

Bis heute verströmt Eddy Schneitters «Coiffeurstube», wie er sie selber nennt, den schlichten, zweckmässigen Charme vergangener Jahre. «Fast ein bisschen wie bei Dällebach Kari», scherzt der Betreiber. Ganz so wie damals, klingelt beim Einkassieren auch die noch immer im Einsatz stehende uralte Registrierkasse, die wie ein Mahnmal beim Ausgang steht. «Wie damals», klingts ohne Unterbruch aber auch aus den Lautsprechern: Die «Musigwälle 531», mit ihren volkstümlichen Klängen und populären Schlagern, ist Eddy Schneitters täglicher akustischer Begleiter.

Spricht ihn eines der Lieder besonders an, dann pfeift oder summt die Frohnatur spontan auch gleich selber mit.

Autor

az Solothurner Zeitung

Kategorie

  • Solothurn

Publiziert am

21.11.2015

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