Solothurn

Beim Rundgang wird hinter die Kulissen der Solothurner Vorstadt geblickt

Schleichend hat sich die Vorstadt von der unansehnlichen Ecke zum prosperierenden Bijou gemausert. Der zweite Quartierrundgang machte den Wandel und die treibenden Kräfte dahinter sichtbar.

«Was sich hier alles tut!» Der Ausspruch ist an diesem Abend oft zu hören. Wie sich die Vorstadt verändert, lässt sich weniger deshalb feststellen, weil man in ihr wohnt. Vielmehr dadurch, dass man genauer hinschaut.

Der zweite Rundgang von «Pro Vorstadt» bot über 100 Teilnehmern die Möglichkeit, hinter die Kulisse von Ateliers, von Läden, gar hinter Mauern von Wohnungen und Hotelzimmern zu blicken. «Wir wollen den Leuten eins zu eins die Entwicklung der Vorstadt aufzeigen», erklärt «Pro Vorstadt»-Präsident Martin Tschumi.

Kulissen bis ins Detail

Zum Beispiel in der Werkstatt des Theater Orchesters Biel-Solothurn an der Dornacherstrasse. Nacheinander empfängt Theaterschreiner Erich Luterbach die Gruppen und gewährt ihnen einen Blick auf das unfertige Bühnenbild von «Don Pasquale«, das auf die Premiere im Herbst wartet: «Hier wird alles bis ins kleinste Detail gefertigt.» Das gilt übrigens auch fürs Schauspiel, das in Proberäumen gleichenorts feingeschliffen wird.

Im Feinschliff befindet sich auch das neue Schulhaus des Berufsbildungszentrums. Kieshügel und Gerüste deuten dennoch aufs sportliche Ziel hin: Die Schlüsselübergabe ist bereits am 16. August. Stolz erwähnt Alfredo Pergola, Leiter Bildungsbauten des Kantons, aber schon heute die Finanzierung: «Durch Optimierungen konnten wir den Kredit von 29,8 Millionen um fast 3 MillionenFranken unterschreiten.»

Als kleines Künstlerbijou erleben die «Rundgänger» den Unteren Winkel: neugierige Blicke in den «Bewegungsraum» von Catherine Rihs, wo kleine Elevinnen ihre Ballettpositionen üben. Weiter vorne befindet sich «Labor&Arte» der Keramikkünstlerin Silvia Loevenich Frey. In der kleinen Skulpturengalerie werden Figuren modelliert, auch in Kursen. «Vom Konsum wegkommen und selbst etwas entstehen lassen», so die Devise.

An den Aufschwung glauben

Kunsthandwerk ist auch weiter flussabwärts zu finden: bei der Schmuckmanufaktur von Mirjam Hauri. Oder ihrer Nachbarin Senta Strausak, die sich der Vintage-Nostalgie verschrieben hat. Mit ihren Deko-Produkten, ihren «Lieblingsstücken», trifft sie den Geist der Zeit – und mit ihrer Vision den Geist des Quartiers, an den Aufschwung zu glauben: «Ich wusste: Wenn ich selbst was machen will, muss es in der Vorstadt sein.»

Auch politische Bezüge werden am Rundgang aufgegriffen: So die anstehende Umgestaltung der Berntorstrasse. Thomas Künti, Projektleiter des städtischen Tiefbaus, lässt die Entwicklung des Quartiers seit Schliessung der Wengibrücke 2008 Revue passieren und blickt voraus: Die Umgestaltung der Berntorstrasse mit Trottoiraufwertung soll nächsten Frühling angegangen werden und rund drei bis vier Monate dauern.

Sogar der Blick hinter private Mauern wird gewährt. Bauherr Tschumi zeigt die sanierte Dachwohnung an der Berntorstrasse 8. «Vorher war hier geradezu ein Taubenschlag», verdeutlichte er den früheren desolaten Zustand des Gebäudes, wo sich heute auch das Veganerlädeli «Grüeni Chuchi» befindet.

Autor

az Solothurner Zeitung

Kategorie

  • Solothurn

Publiziert am

10.06.2016

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