Solothurn
Chris von Rohr über AC/DC: «Die Jungs sind knorrig und stur wie wir»
AC/DC gehört zu den erfolgreichsten Bands der Welt. Am Freitag und Sonntag spielen die Pioniere des Hardrock in Zürich. Gerade zurück von einer erfolgreichen US-Tour mit Krokus erklärt Bassist und Produzent Chris von Rohr das Phänomen AC/DC.
AC/DC-Aufbauarbeiten: 200 Tonnen Bühne, 700 Scheinwerfer:
Chris von Rohr, wann haben Sie AC/DC zum ersten Mal gesehen?
Chris von Rohr: Das war 1978 im Volkshaus vor rund 150 Leuten. Bon Scott sah aus wie ein Matrose von der Reeperbahn und die Band brannte lichterloh. Es war schlicht die Rock-’n’-Roll-Götterhämmerung. Eine Offenbarung.
Welche Bedeutung hat AC/DC für Krokus?
Diese Band und ihre frühen Alben waren sicher ein Erweckungserlebnis für uns in den späten Siebzigern. Obwohl Krokus musikalisch noch eine ganz andere Seite hat, fühlten und spielten wir sehr ähnlich, was Riffs, Beats und Songwriting anging. AC/DC halfen uns, keine Angst vor dem Einfachen, Puren zu haben und es auch kompromisslos zu zelebrieren, was sich hierzulande sonst niemand so getraute.
Haben Sie AC/DC schon mal getroffen?
Wir haben uns mehrere Male getroffen, waren drei Mal auf derselben Bühne. Später dann im Aufnahmestudio in London sogar am Töggelikasten. Die Jungs sind knorrig und stur wie wir.
Die Jungs von AC/DC sind ja auch nicht mehr die Jüngsten. Kann man im gesetzten Alter auch noch rocken?
Dass sie das noch können, beweisen sie mit jeder Show. Natürlich lassen Hardrock-Bands im Alter etwas nach, das liegt in der Natur der Sache und am körperbetonten Stil. Country, Blues, Folk oder Reggae altern klar vorteilhafter. Das sieht man bei Leonard Cohen, Eric Clapton oder Bob Dylan. Da können die Protagonisten easy zurücklehnen, Balladen trällern und auch mal sitzen. Bei AC/DC geht das sicher nicht. Zum Glück.
Haben Sie sie in letzter Zeit gehört?
Live das letzte Mal im Stade de Suisse (Anm. d. Red. 2010), wo wir im Vorprogramm spielten und uns kurz spitz 60 Prozent der Lautstärke runtergefahren wurde. Das war nicht unbedingt cool – aber Schwamm drüber. Ihr Konzert war nicht mehr ganz so intensiv wie in Basel 2001, aber immer noch eine faszinierende Hammershow.
Ist Sänger Brian Johnson noch zu Höchstleistungen fähig?
Je nach Tagesform. Aber Stimmbänder sind nicht Gitarrensaiten. Sie werden brüchiger und verstimmen sich gerne gegen unten. Leider gerade bei Hardrock-Sängern ein verbreitetes Übel.
Was erwarten Sie von den beiden Konzerten im Letzigrund-Stadion in Zürich?
Ich gehe ohne zu grosse Erwartungen. Aber alleine Angus Young ist jeden Rappen wert. Vielleicht ist es die letzten Chance, diesen AusnahmeGitarristen und Showman zu sehen. Das sollten vor allem die jungen Computermusik-Freaks mal reinziehen. Wir erleben einen Menschen, der mit seinem Instrument verwachsen ist. Echt beeindruckend!
AC/DC hat einen neuen Rhythmusgitarristen und einen neuen Schlagzeuger. Ein einschneidender Wechsel in der Rhythmusgruppe?
Schlagzeuger Phil Rudd war und ist nie zu ersetzen. Er fand den AC/DC-Beat und hat diesen magischen Touch. Niemand in der Welt beherrscht das Laid-back-Bassdrum- und -Snarespiel sowie das unglaublich groovende Hi-Hat wie er. Das mögen 95 Prozent der Fans vielleicht nicht hören, aber es macht den Unterschied.
Autor
az Solothurner Zeitung
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