Solothurn
Der Fasnachtsumzug lässt keine (Narren-)Wünsche offen
Standing Ovations und die berühmte «Welle» für einen Solothurner Fasnachtsumzug, der keine (Narren)-Wünsche offenliess.
Ohne Umschweife: Es war schlichtweg ein toller Umzug ohne Zwischenfälle. Alle Elemente spielten während diesen 99 Minuten mit. Die Zuschauenden waren begeistert, die 36 Nummern überzeugten in ihrer Themenvielfalt und fantasievollen Ausgestaltung, sei es als Wagen, Gugge oder Fussgruppe. Auch die Premiere mit der ausverkauften Tribüne auf dem Dornacherplatz war ein voller Erfolg. Es gab keine Lücken im Umzug, dafür Standing Ovations und die berühmte «Welle» wie ein stimmungsvolles Zusammengehen mit dem Publikum am Strassenrand.
Mit Trommelwirbel statt SMS kündete der Tambourenverein Solothurn im Indianer-Look den Beginn an. Der Übergang in die Neuzeit verlief fliessend, parodierte doch die Vorstadt-Zunft den TV-Renner Dschungelcamp. Begründung für ihren detailverliebten Wagen: «Wir wollen auch mal C-Promis sein». Seit 40 Jahren reden die Ambassadonner, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Ergo kamen sie als (Schnatter-) Enten.
Eine süsse Versuchung waren die Kladeredätschs: Die Kostüme Cupcackes, die Masken Himbeeren oder Kirschen. Ballone liessen die Chrumm-Durm-Sumpf-Chroniker auf dem Kronenplatz steigen – ihre Honneur zu ihrem 50-jährigen Bestehen, zudem würdig venezianisch gekleidet.
Politisch topp gab sich die Narrenzunft Honolulu. «Putzt s’Fränzi Roth emänt dr Kurt mit em ne lingge Hoogge furt?». Auf dem Balkon ihres Hotels de la Couronne tronte aber der amtierende Stadtpräsident – der Zunftober.
Auch nach vorne blickten die Gassefäger. Im Outfit der Zukunft sahen sie pinkig, grün oder violett als Vampire und Fledermäuse bereits bis zum Aschermittwoch 7102. Den Silvester-TV-Dauerbrenner «Dinner for one» funktionierten die Derendinger Herregäägger zu einem «Dinner for all» um. Die Wybeeri-Gugge war bereit und voll motiviert mit ihren bordeauxroten Kostümen und goldigen Masken.
Der rote Teppich auf der goldenen Treppe lud ebenfalls höchst aktuell zur Oscar-Preisverleihung ein – allerdings an diejenige in Honolulu und nicht wie in der letzten Nacht in Hollywood. Zum Zehnjährigen verliehen sie sich den Oscar selbst. Noch fünfzig Jahre mehr auf dem Buckel trägt die Mamfi. «60 Johr Mamfi ohni Frou – chunsch ou?» das Sujet. Vogelscheuchen, das zweifellos passende Kostüm dazu...
Trauerzug und Grashüpfer
Sich selbst auf die Schippe nahmen die Hudibras-Chutzen. Mangels Wagenbauhalle und somit Umzugswagen kamen sie als Trauerzug. Ein nicht fertiges Hallendach, Trauermusig im New Orleans-Stil mit den «Les Solörs», eine Henkersmahlzeit mit doch noch einem Wägeli der Ehrenchutzen, einem Sarg und einem demontierbaren Wagenersatz leisteten sie Abbittte. «Trudi und Hudi» hiess es bei den Blooswars. Sie stellten direkt hinter den Hudibras-Chutzen trocken fest: «Auch dieses Jahr gibt es keine Erklärung dafür, es passierte einfach». Die Grashüpfer entschieden sich, als Piraten aufzutreten. Auf ein Piratenschiff verzichteten sie, weil dafür die Stadttore zu klein seien. Feierstimmung herrschte bei den Stedtli-Gumslen.
Autor
az Solothurner Zeitung
Kategorie
- Solothurn
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