Solothurn
«Sie verfolgen eine langfristige Strategie»: Das sind die neuen Besitzer der Tela-Papierfabrik
Hakle geht, Tela bleibt. Die Unternehmerfamilie Queck kauft die Markenrechte und die Papierfabrik in Niederbipp.
Aufatmen allenthalben, Erleichterung, dass es nun geklappt hat mit dem Verkauf der Hygienepapierfabrik in Niederbipp. Eine frohe Botschaft so kurz vor Weihnachten. Als «äusserst positive Nachricht» für die Bevölkerung, bezeichneten es die Gemeinden Niederbipp und Oensingen. Das Werk der ehemaligen Tela-Fabrik bleibe erhalten und ein Grossteil der Arbeitsplätze auch. Er sei sehr glücklich, dass man diese Nachricht den Mitarbeitenden noch vor Weihnachten habe überbringen können, sagt Hugo ter Braak, Länderchef von Kimberly-Clark Schweiz, der Firma, die 1999 die Fabrik übernommen hat.
Das Werk bleibt erhalten, ein grosser Teil der Jobs mit Sicherheit auch. Wie viele, das ist unklar. Rund 265 Mitarbeitende sind derzeit bei Kimberly-Clark in Niederbipp beschäftigt. Dazu kamen je nach Auslastung temporäre Aushilfen. Vor etwas mehr als einem Monat wurde bekannt, dass der US-Konzern plant, die Schweiz zu verlassen und die Produktion von Hakle nach Norditalien zu verlegen. Per Ende April 2021, so die ultimative Ankündigung, werde das Werk verkauft oder geschlossen.
Zweite Papierfabrik in der Schweiz für Familie Queck
Jetzt geht es also weiter unter neuen Besitzern. Gekauft hat das Werk die deutsche Unternehmerfamilie Queck, die auch schon die Papierfabrik Cartaseta in Gretzenbach besitzt und führt. Neben der Fripa Papierfabrik Albert Friedrich im deutschen Miltenberg und der Fabryka Papieru Czerwonak in Polen. Seit 1911 ist die Familie im Papiergeschäft tätig. Es wird in vierter Generation von Verena Queck-Glimm geführt. «Die Familie Queck weiss haargenau, was sie macht, wenn sie hier investiert», sagt ter Braack.
Das sei kein Finanzinvestor, der innert fünf Jahren weiterverkaufen wolle. «Sie verfolgen eine langfristige Strategie und kennen die Gegend bestens», sagt der Kimberly-Clark-Länderchef. Entsprechend gross sei auch die Erleichterung bei den Mitarbeitenden gewesen, als er sie am Donnerstagnachmittag über den Verkauf informierte.
Die Niederbipper Gemeindepräsidentin Sibylle Schönmann und der Oensinger Gemeindepräsident Fabian Gloor setzen beide grosse Hoffnungen in die «stabile und erfahrene Eigentümerfamilie». Bezüglich der Sicherung der Arbeitsplätze, aber auch hinsichtlich weiterer Investitionen vor Ort. Aber in wen genau stecken da alle ihre Hoffnungen?
Für ein Gespräch stand die Vertreterin der Besitzer Familie, Verena Queck-Glimm, am Donnerstag nicht zur Verfügung. Sie liess einzig mitteilen, dass sie sich sehr freuen würde über die Übernahme des Werkes in Niederbipp, da es sehr gut in die langfristige Strategie des Unternehmens passen würde. Man baue so die Kapazität der Unternehmensgruppe aus, gewinne neue Kunden und biete zusätzliche Liefersicherheit. Teil des Deals war auch die Übernahme der Marke «Tela» durch das Familienunternehmen.
«Optimierte Quartalsabschlüsse» gibt es nicht
Queck-Glimm übernahm das Familien-Business 2008 von ihrer Mutter Ursula Queck, die das Unternehmen zuvor während 15 Jahren geführt hatte. Ein Verkauf sei nie ein Thema gewesen, sagte Queck-Glimm einst zum Branchen-Magazin «Papier und Technik». Die Faszination für das Papiergeschäft hat sie wohl von ihrem Grossvater geerbt. Schon als Kind streifte sie mit ihm durch das Werk in Miltenberg am Main (unweit von Frankfurt), beobachtete mit Staunen, wie aus grossen Mutterrollen kleine Toilettenpapierrollen entstanden.
Hochmodern, innovativ, qualitativ hochstehend – so beschreibt die Fachpresse das Familienunternehmen mit dem einprägsamen Slogan «Immer eine Lage besser». Erfolgsfaktoren des Unternehmens sind laut der Chefin flache Hierarchien, kurze Entscheidungswege und ein grösstmöglicher Entscheidungsspielraum der einzelnen Mitarbeiter. Zudem schreibe man die Werte Vertrauen und Verbindlichkeit gepaart mit einer sozialen und ökologischen Verantwortung ganz oben auf der Werteskala des Unternehmens. «Wir denken langfristig. Börsenrelevante Kennzahlen und optimierte Quartalsabschlüsse spielen für uns keine Rolle.»
Trotzdem wird ein gewisser Stellenabbau in Niederbipp wohl kaum zu verhindern sein. Das tönen die neuen Besitzer in ihrer Medienmitteilung an. Es sei eine Herausforderung, in der Schweiz Hygienepapier zu produzieren und wettbewerbsfähig zu sein. Anpassungen seien nötig. Man werde so verantwortungsvoll und sozial verträglich wie möglich vorgehen. Aber, so Queck-Glimm: «Wir glauben an den Standort und sind bereit, in das Werk zu investieren.»
Quelle: az Solothurner Zeitung
Datum: 18.12.2020, 05:00 Uhr
Mehr News hier auf Solothurnerzeitung.ch http://m.solothurnerzeitung.ch
Autor
az Solothurner Zeitung
Category
- Solothurn
Published on
Webcode
www.sogenda.ch/UhdSnf