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SOgenda empfiehlt: Die 57. Solothurner Filmtage

Es ist das Jahr der Romandie und das Jahr der Produzentinnen. Die 57. Solothurner
Filmtage präsentieren vom 19. bis 26. Januar 2022 eine vielfältige Werkschau des
Schweizer Films. Auffallend ist, dass in diesem Jahr viele Langfilme eingereicht
wurden. Und: Die Filmtage sollen wieder als Festival vor Ort stattfinden.

596 Filme wurden für die 57. Solothurner Filmtage eingereicht (darunter 150 Langfilme),

157 Filme wurden insgesamt selektioniert. Fast die Hälfte der 78 selektionierten

Langfilme stammt aus der Romandie. Damit ist der Anteil der französischsprachigen

Produktionen historisch gross. Ebenfalls interessant: Bei mehr als der Hälfte der

selektionierten Langfilme waren Frauen massgeblich an der Produktion beteiligt. Im

Programm fallen starke Spiel- aber auch starke Dokumentarfilme auf, bei welchen

narrative Elemente, detaillierte bis hin zu investigativen Recherchen und eine

anspruchsvolle filmische Umsetzung immer mehr zum Standard werden. Das Niveau ist

hoch.

So ist etwa auch der Eröffnungsfilm «Loving Highsmith» von Eva Vitija ein raffiniert

gebautes Porträt, das ein neues Licht auf das Doppelleben der berühmten Thriller-Autorin

Patricia Highsmith wirft. Stimmigerweise fällt das Datum der Filmtage-Eröffnung auf

den Geburtstag der Schriftstellerin. Bundesrat Alain Berset wird die Eröffnungsrede der

57. Solothurner Filmtage halten.

 

Für die drei Wettbewerbe «Prix de Soleure», «Opera Prima» und «PRIX DU PUBLIC»

wurde in dieser Ausgabe der Wettbewerbscharakter verstärkt. Es wurden je acht Filme

für die Wettbewerbe nominiert. Für den «Prix de Soleure» sind es sechs Dokumentar- und

zwei Spielfilme von vier Regisseurinnen und vier Regisseuren. Fünf Filme werden als

Weltpremiere erstmals in Solothurn zu sehen ein, ein Film als nationale Premiere.

Produziert wurden die Filme übrigens von mehr Frauen als Männern. Die diesjährige

Jury bilden der Autor und Filmemacher Matthias Zschokke, die Filmemacherin und

Journalistin Nicole Vögele sowie die Komponistin Olivia Pedroli. Der «Prix de Soleure» ist

mit CHF 60‘000.– dotiert. Er wird getragen vom Fonds «Prix de Soleure» sowie dem

Kanton Solothurn und der Stadt Solothurn.

Zum zweiten Mal wird der Filmpreis «Opera Prima» von einer Fachjury der nationalen

und internationalen Filmszene verliehen. Der Preis zeichnet Erstlingswerke im

Langfilmbereich aus. Die acht Debüts – sechs Dokumentar- und zwei Spielfilme – sind

sehr unterschiedlich umgesetzt, voller Erzähllust und Energie. Die Auszeichnung ist mit

einem Preisgeld von 20‘000 Franken dotiert. Die Jury des «Opera Prima» bilden Carolina

Steinbrecher, Kamerafrau, die Produzentin Flavia Zanon sowie Elsa Charbit,

künstlerische Leiterin des Internationalen Filmfestivals von Belfort. Preisstifter sind die

Kulturfonds der Urheberrechtsgesellschaften SUISSIMAGE und SSA.

 

Und auch in dieser Ausgabe darf das Publikum mit dem «PRIX DU PUBLIC» zum

15. Mal seinen eigenen Preis verleihen. Die Auswahlkommission hat fünf Spiel- und drei

Dokumentarfilme nominiert, darunter drei nationale Premieren und zwei Weltpremieren

– von der subtilen Liebesgeschichte über den engagierten Dokumentarfilm bis zur

Komödie. Im Wettbewerb finden sich bekannte Namen wie auch Newcomer*innen. Der

«PRIX DU PUBLIC» ist mit CHF 20’000.– dotiert und wird von den Solothurner

Filmtagen gemeinsam mit der Hauptsponsorin Swiss Life ausgerichtet. Nach jeder

Vorführung können die Besucherinnen und Besucher den gezeigten Film bewerten.

In der Sektion «Panorama» werden weitere Kurz- und Langfilme gezeigt, die das

vergangene Schweizer Filmjahr geprägt haben – oder das neue ankündigen. Dazu gehört

auch Kurzfilmsektion «Upcoming», die jungen Filmeschaffenden eine Plattform und

Gelegenheit zum Austausch bietet. Für die 57. Solothurner Filmtage wurden auffallend

viele sogenannte «Tableau-Filme» eingereicht, bei der die Kamera statisch auf eine

bestimmte Szene gerichtet wird um zu beobachten, wie sich die Geschichte im

vorgegebenen Rahmen entwickeln wird. Eine filmische Referenz der jungen Generation

an den partiellen Stillstand der Welt?

Im Spezialprogramm «Fokus» widmen sich die Solothurner Filmtage dem Publikum.

Hintergrund ist die Tatsache, dass das Kino, das Filmeschauen, das Festival vor Ort

zurzeit neu verhandelt werden. Welche Rolle spielt dabei das Publikum? Welche Wirkung

hat das Publikum auf die Filmemacher und wie wird das Publikum einbezogen? Nebst

einem Filmprogramm zum Thema finden Veranstaltungen und Podien statt, unter

anderem mit zwei Architekten, die darüber berichten, wie man heute Kinosäle baut.

Ausserdem wird vor ausgewählten Zuschauer*innen ein Testscreening durchgeführt, bei

dem es darum geht, zu beobachten wie das Publikum auf einen Film reagiert und dessen

Fertigstellung beeinflusst.

Ehrengast der 57. Solothurner Filmtage ist Jürg Hassler, einer der wohl vielfältigsten

Schweizer Filmeschaffenden der letzten fünfzig Jahre. Eine Auswahl von zehn Filmen –

darunter seine erste Regiearbeit «Krawall» von 1970, der damals schweizweit für Furore

sorgte, weil Hassler kompromisslos Partei nahm für die jungen Leute, die auf die Strasse

gingen – zwei längere Gespräche und eine Ausstellung mit Skulpturen von Jürg Hassler

bieten Gelegenheit, den Gast und sein Schaffen kennenzulernen. Unter dem Titel

«Grenzgängerinnen» werden im zweiten historischen Programm unter anderem Cristina

Perincioli und Danielle Jaeggi geehrt. Die beiden Exil-Schweizerinnen werden in

Solothurn ihre Filme aus den bewegten 1970er-Jahren persönlich vorstellen.

Tickets: https://www.solothurnerfilmtage.ch/de/solothurn-2022/tickets

Programm: https://www.solothurnerfilmtage.ch/de/solothurn-2022/programm 

Autor

Redaktion SOgenda

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Published on

16.01.2022

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